Dass ein anderer Verein in Vergangenheit für mich eine große Rolle gespielt hat, ist in Chemikanten-Kreisen längst kein Geheimnis mehr. Nicht selten werde ich damit konfrontiert und noch öfter nach dem Weg dorthin gefragt – zugegeben, zurecht. Neulich erzählte ich in der Begrüßung unseres Podcastes von meinem ersten Chemie-Spiel und @simon19481 brachte mich auf die Idee, dieses im Blog festzuhalten. Hier lest ihr also die kuriose Geschichte wie ich vom Zipsendorfer Gästeblock irgendwann auf dem Norddamm gelandet bin.
Ein langer Weg nach Leutzsch
Wie ich allerdings nach Meuselwitz gelangt bin, ist noch einmal eine ganz andere Geschichte, welche hier aber nicht reingehört. Nach dem Aufstieg der Chemiker in die Regionalliga, freute ich mich die gesamte Saison auf das Gastspiel um meine noch nicht allzu volle Groundliste aufzufüllen. Am 11.03.2018 war es dann so weit und ich machte mich vormittags auf den Weg ins Leutzscher Holz. Vom Hauptbahnhof benutzte ich die Straßenbahn und erkundete so ein wenig die Gegend der Stadt, die mir bis dato nicht sonderlich bekannt war. Im Gegensatz zu den anderen Chemikanten wurde ich nicht von Papa oder Opa nach Leutzsch mitgenommen. Mein Opa war eingefleischter Bayern-Fan und wohnte nicht in der Nähe, mein Papa bescherte mir die ersten Stadionbesuche, hegte auch Sympathien für die Roten aus München, aber Chemie blieb für mich in meiner Kindheit nur ein Begriff aus längst vergangener Zeit. So musste ich selbst die facettenreiche BSG entdecken.
Der erste Eindruck
Als ich in Leutzsch ankam, waren noch nicht viele Chemie-Fans vor Ort. Dazu war ich zu früh dran. Durch meine noch nicht vorhandene Ortskenntnis lief ich zu erst in den Heimbereich, das war kein Problem, schließlich trug ich keine Fan-Utensilien, und selbst wenn hätte man mich wohl eher fragend als wütend angeschaut. Plötzlich sah ich dann hinter den immer noch kahlen Ästen der Bäume den Prachtbau von Norddamm. Ein Koloss. Noch nie hatte ich Vergleichbares gesehen. Der erste Eindruck stimmte. Wobei meine erste Berührung die Twitter-User @bullster und @chemieblogger waren, die ich bereits damals verfolgte. Ich war Chemie bereits positiv gestimmt.
Zum ersten Mal AKS – im Gästeblock
Ich begab mich aber doch recht schnell zum Gästeblock. Schließlich konnte ich es kaum erwarten, den AKS zu betreten und die obligatorische Stadionwurst zu essen. Die war nach dem Ticketkauf und einem Programmheft auch fällig. Der Käfig von Gästeblock, insbesondere um den Versorgungsstand, imponierte mir dann doch nicht allzu sehr. Aber auch damals dachte ich mir schon: „Naja, sicher von Nöten, wenn die Lokis kommen…“, diese Abneigung gegen die anderen Farben der Stadt war auch damals schon präsent, und rührte aus der politischen Einstellung der meisten Fans dort.
Branden Stelmak Fußballgott
Sportlich stand das Spiel unter ziemlich gleichen Voraussetzungen. Chemie steckte bis zum Hals im Abstiegskampf und auch der ZFC stand traditionell unten drin. Chemie hatte allerdings in der Rückrunde bereits das ein oder andere Spiel gemacht und auch den einen oder anderen Punkt geholt, den ZFC traf, wie viele andere Vereine, eine Absagenflut (damals noch aufgrund des Wetters und nicht wegen Corona-Fällen). Personell standen den Zipsendorfern alle Akteure zur Verfügung, ein Auswärtssieg war eigentlich fest eingeplant. Doch es kam alles anders. Nach einem Weitschuss von Nicolas Ludwig klatschte ZFC-Keeper Steven Braunsdorf nur zur Seite ab und Pierre Merkel staubte ab. Wirkliche Chancen erarbeiteten sich die Gäste keine. So behauptete kurz vor Schluss der eingewechselte Branden Stelmak im gegnerischen Fünfer den Ball gegen Drei und hob die Murmel zum ebenfalls eingewechselten Tommy Kind, der gegen seinen Ex-Verein nur noch einköpfen brauchte. 2:0 Heimsieg für die BSG.
Trotz der Enttäuschung blieb ich noch im Stadion und lauschte den Gesängen des Norddamms. Obwohl an diesem Tage sicherlich keine Weltklasse-Stimmung herrschte, war ich begeistert. Chemie hatte nun endgültig meine Sympathien gewonnen und ich beschloss, defintiv nochmal im Heimbereich wiederzukommen. Am Ende besuchte ich alle Heimspiele bis zum Ende der Saison (auf dem Dammsitz). Und spätestens bei der Auswärtsfahrt nach Halle, war es um mich geschehen. Danach wechselte ich endgültig auf dem Norddamm. Seitdem habe ich so unfassbar viele, unfassbar tolle Menschen kennengelernt, mit einigen von ihnen schreibe ich diesen Blog hier. Dass alles sich so entwickelt, hätte ich am 11. März 2018 nicht erahnen können. Aber mein Weg führte nach Leutzsch, auch wenn ich für einige immer „der Meuselwitzer“ bleiben werde. 🙂