Es war der 6. Oktober 2019 ungefähr 14:38 Uhr, als der schwarz weiße Ball, der Marke Derbystar, den linken Spann verließ und nach ungefähr 20 bis 22 Metern Flug, die Unterkante der Latte touchierte, gegen den Innenpfosten des linken Kreuzeckes sprang, ins Netz trudelte und der Alfred-Kunze-Sportpark, im Leipziger Stadtteil Leutzsch, durch einen urgewaltigen Torjubel erschüttert wurde. Soeben hatte die BSG Chemie Leipzig das 2:0 gegen den verhassten Lokalrivalen geschossen und der Urheber dieses wirklich malerischen Tores stürmte auf den Norddamm zu. Er hatte gerade zum zweiten Mal in einem Ortsderby für die die grün weißen Farben getroffen und sich damit auf ewig in die Geschichtsbücher der Leipziger Derbygeschichte eingetragen. Daniel Heinze, Derbyheld für Leutzsch, Chemisches Urgestein, Fußballgott!
Beginn der Karriere beim FC Sachsen
Die Karriere von Daniel Heinze spielte sich ausschließlich im Leipziger Fußball ab und fand im Jahre 2004 in der U19 des FC Sachsen Leipzig ihren dokumentierten Ursprung. Über den Beginn seiner Karriere, sagte Dani, wie er auch liebevoll genannt wird, in seinem Abschiedsstatement: „Ich erinnere mich noch als wäre es gestern gewesen, als mein Vater mich (im Alter von 16 Jahren) mehrmals die Woche von einem kleinen Dorf bei Landsberg ins Leutzscher Holz zum Training kutschierte. Der Grundstein für einen waschechten Leutzscher war gelegt.“ Schöne Worte, die die Liebe zum Verein aufzeigen.
Bereits als Spieler der B-Jugend, durfte Dani einige Spiele lang in der A-Jugend des FC Sachsen Leipzig aushelfen. Heinze stieß dann im goldenen Jahr endgültig zur A Jugend und erlebte den Aufstieg von der Regionalliga in die 1. Bundesliga Nord, der Junioren, mit. Daniel schoss sein erstes Tor im Männerfußball am 4. September 2004 und steuerte in der Aufstiegssaison 7 Tore bei, die das Erreichen des zweiten Platzes mit sicherten. In den Relegationsspielen gegen Langenhagen stand Daniel nicht im Kader.
Die goldene Generation war gespickt mit Spielern, die auch heute noch im Kader der BSG Chemie stehen, neben Heinze sind Karau, Bellot und Boltze zu nennen. Aber auch bekannte Namen wie Garbuschweswki und Breitkopf, spielten gemeinsam mit Daniel Heinze. In der darauffolgenden historischen ersten Bundesligasaison des Leutzscher Nachwuchses, spielte Heinze 25 mal. Davon 16 mal in der Startelf und 9 mal als Einwechselspieler und trug im letzten Spiel gegen Osnabrück 2 Tore zum Erreichen des 8. Platzes bei.
Glanzvolle Jahre beim FCS
Anschließend zog es Daniel in die zweite Mannschaft des FC Sachsen Leipzig. Er debütierte am 15. Oktober 2006 gegen den FV Dresden Nord für die erste Herrenmannschaft des FC Sachsen Leipzig. Und am 19. November erzielte er sein erstes Pflichtspieltor im Herrenbereich für den FC Sachsen Leipzig, der damals schon allgemein als Chemie bezeichnet wurde, gegen den FSV Zwickau, was zum Endstand von 1:1 führen sollte. Noch als Spieler der zweiten Herrenmannschaft wurde er gleich 8 mal im Oberligakader der ersten Mannschaft eingesetzt. Am letzten Spieltag gegen den SV Dessau 05 sollte Heinze ein weiteres Tor für die erste Herrenmannschaft beisteuern.
Nach nur einer Saison gehörte er dann fest zum Kader der Ersten und steuerte in 28 Spielen 5 Tore bei, darunter das entscheidende 1:0 am vorletzten Spieltag gegen den FC Carl Zeiss Jena 2, was den FC Sachsen auf den 4. Tabellenplatz beförderte und zur Teilnahme an der Relegation berechtigte. In dieser steuerte er im Hinspiel eine enorm wichtige Vorlage zum 3:2 bei, welche den weiteren Verlauf der Relegationsspiele maßgeblich in die Leutzscher Richtung drückte. Am Ende einer völlig verkorksten Saison, konnte Daniel Heinze mit dem FC Sachsen durch das Erreichen des 4. Platzes und durch das Gewinnen der Relegation gegen den Greifswalder SV in die Regionalliga Nord aufsteigen. Leider bleibt die Saison auch als die Saison der chemischen Fanspaltung in Erinnerung und der Aufstieg fühlte sich für viele Fans deshalb unvollkommen an. Daniel Heinze selbst hingegen, beschreibt diesen Aufstieg als eines der Highlights in seiner Laufbahn.
Der Untergang des FC Sachsen
In der Regionalliga Nord erlebten Heinze und der FC Sachsen eine desolate Saison, die von einer Insolvenz und dem damit verbundenen Abstieg überschattet wurden. Aber auch sportlich lief es völlig desolat und Daniel Heinze konnte in 24 Spielen keine Tore und nur zwei Vorlagen beisteuern, was neben der Insolvenz für den Verein den vorletzen Platz bedeutete. Also hieß es für Heinze zurück in die Oberliga, in der er seine beste Saison für den FC Sachsen Leipzig spielte und in 27 Spielen 9 Tore beisteuern sollte. Am Ende sollte dies für einen soliden 6. Platz reichen.
Für Daniel Heinze ging es, danach unerwartet in seine letzte Saison beim FC Sachsen Leipzig. Der Verein immer noch in der Insolvenz, sollte zum Ende der Saison des Spieljahres 2010/2011 abgewickelt werden, da die Strukturen vom Insolvenzverwalter Heiko Kratz für nicht sanierungsfähig gehalten wurden. An Daniel Heinze allerdings sollte es nicht gelegen haben, er absolvierte alle 30 Spiele, alle von Beginn an und erzielte 7 Tore.
Am Ende der Saison, musste er aufgrund der insolvenzbedingten Vereinsauflösung nach 7 Jahren dem Leutzscher Fußball den Rücken kehren. Dani selbst, war beim letzten Heimspiel gegen Bautzen, aufgrund dieses Schicksals zu Tränen gerührt und beschreibt die Insolvenz in seinem letzten Interview auch als einen der Tiefpunkte seiner Karriere.
Eines seiner 7 Saisontore war allerdings ein ganz besonderes. Am 25. April 2011 traf er zum 2:0 gegen den Ortsrivalen aus Leipzig-Probstheida und trug sich damit in die ewige Liste der chemischen Derbytorschützen ein. Zugleich war er der letzte Derbytorschütze des FCS und erlebte den letzten Derbysieg des FC Sachsen Leipzig mit.
Zeit bei Rasenballsport
Sein Weg führte in die zweite Mannschaft von Rasenballsport Leipzig, wo er in 110 Spielen 38 Tore und 7 Vorlagen erreichte. Drei Jahre davon spielte er mit Rasenballsport Leipzig zwei in der Sachsenliga. Insbesondere die Saison 2013/2014 war eine der besten seiner Karriere, hatte er doch mit 15 Toren in 28 Spielen maßgeblich zum Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Oberliga beigetragen. In den ersten beiden Saisons der Sachsenliga traf Daniel Heinze mit den roten Jungbullen auch auf die BSG Chemie und man muss ihm zugutehalten, dass er in allen Spielen nie an einem Tor gegen die Chemiker beteiligt gewesen war. Ganz anders schaut es da schon mit der SG Sachsen Leipzig aus, wo er immerhin 3 Tore in Spielen gegen die SGLL, oder wie sie auch immer hießen, schoss. Daniel hatte auch in dieser Hinsicht, das grün-weiße Herz immer am richtigen Fleck. Zudem sei zu dem Kapitel bei Rasenballsport noch zu erwähnen, dass Heinze in den Saisons 2012/2013 und 2013/2014 mehrheitlich das Team als Kapitän führen sollte.
Die erfolgreiche Rückkehr zu Chemie
In der Saison 2015/2016 fand Daniel Heinze dann den Weg zurück zu Chemie, wo er in Leutzsch unter dem altehrwürdigen Namen BSG Chemie Leipzig spielen sollte. 153 Spiele werden es am Ende sein, in denen Heinze das Trikot mit dem Fünfeck auf der Brust trägt. 41 mal befördert er den Ball dabei ins Netz und bereitet zudem 24 Tore vor. Daniel stieg mit der BSG Chemie zunächst von der Sachsenliga in die Oberliga Nordost Süd auf und steuerte hierfür in seiner chemischen Premierensaison 10 Tore und 2 Vorlagen bei. Am Ende sollte die BSG wegen einem mehrgeschossenen Tor aufsteigen. Im Jahr danach folgten 9 Tore und 2 Vorlagen und der direkte Durchmarsch in die Regionalliga Nordost.
Dort lief es für Heinze nicht ganz so gut und 2 Tore und 2 Vorlagen sind eine magere Bilanz, die sicherlich auch maßgeblichen Anteil am, etwas unglücklichen Abstieg haben. Dafür lief es im Sachsenpokal sehr gut und Heinze war Teil der Mannschaft, die den FSV Zwickau sensationell 4:2 bezwang. Heinze legte das wichtige 1:0 gegen Auerbach im Halbfinale auf und sollte am Ende gegen den FC Oberlausitz Neugersdorf den Pokal in die Höhe recken.
Dadurch debütierte Heinze im Alter von 30 Jahren im DFB-Pokal und stand beim vermutlich größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte, dem 2:1 Sieg über Zweitligist Jahn Regensburg, auf dem Platz. Auch beim bisher einzigen Flutlichtspiel im altehrwürdigen Alfred-Kunze-Sportpark, stand Dani, in dieser zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den SC Paderborn, auf dem Spielberichtsbogen. Es folgte dann die beste Saison seiner Karriere. Mit dem Fünfeck auf der Brust trägt Heinze mit 15 Tore und 12 Torvorlagen einen Hauptanteil am Wiederaufstieg in die Regionalliga.
Derbyheld für Leutzsch
In dieser erneuten Regionalligasaison, steuert Heinze 3 Tore bei, darunter das in der Einleitung beschriebene Tor gegen den Ortsrivalen. Daniel Heinze ist damit neben Ronny Kujat, Bernd Bauchspieß und Bernd Trunzer einer von vier Chemikern, dem es gelungen ist in zwei unterschiedlichen Derbys ein Tor zu erzielen. Er stand damit beim letzten Derbysieg des FC Sachsen Leipzig und beim ersten Derbysieg der „neuen“ BSG Chemie Leipzig auf dem Platz. In beiden Derbys schoss er übrigens das 2:0!
Das letzte Jahr mit dem Fünfeck auf der Brust
Es ist Schade, dass diese Saison dann von Corona unterbrochen wurde und Daniel Heinze im April sein Karriereende bekannt gegeben hat. In seinem letzten offiziellen Spiel für die BSG Chemie Leipzig am 7. März 2020, gegen die VSG Altglienicke, steuerte er noch einmal 2 Tore bei, konnte aber die Niederlage dadurch nicht mehr verhindern. Dennoch bleibt es ein schöner Abschluss von 12 Jahren Leutzscher Fußball, mit 280 Spielen in grün weißen Trikots und 66 Toren für die schönsten Farben. Dani sah für sich die Zeit gekommen zurückzutreten, da er den Zenit seines fußballerischen Entwicklungspotenzials als erreicht ansieht und den jüngeren Spielern den Platz für ihre Entwicklung einräumen möchte. Auch in dieser Entscheidung, zeigt er die Verbundenheit zum Verein. Chemie Leipzig und die grün weißen Farben, standen bei ihm immer im Vordergrund.
Das Ende einer grün weißen Karriere
Mit dem heutigen Tag endet diese einmalige Karriere, deren Weg hier mit seinen Highlights noch einmal gezeichnet wurde. Daniel Heinze ist ein Leutzscher Urgestein, ein Fußballgott und eine Legende, der auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken kann, in der übrigens niemals vom Feld verwiesen wurde. 7 Aufstiege durfte er feiern, davon 6 in Grün-Weiß, 2 Abstiege musste er aber auch miterleben. Dennoch, war Dani bei den Highlights der jüngeren Vereinshistorie immer mit an Bord und wird definitiv eine große Lücke hinterlassen, nicht nur im Mittelfeld, nein auch in unseren Fanherzen. Ich hoffe wir bekommen irgendwann noch ein Abschiedsspiel zu sehen, ansonsten bleibt nur noch zu sagen.
Danke Daniel!! Danke für alles! Für ein Spielerleben in Grün Weiß, für all die Emotionen, das Herzblut und die großartigen Momente die du unseren Clubs geschenkt hast! Bleib Chemie treu!
Mach es gut Fußballgott und Derbyheld!
2 Responses
[…] das ja auch wollen, passt das vielleicht ganz gut. Ob er die Lücke im Mittelfeld füllen kann, die Fußballgott Daniel Heinze hinterlassen hat, ist eine andere, ja beinahe unfaire Frage. Fakt ist, er ist ein Kreativspieler […]
[…] Chemisches Element: Daniel Heinze – Grün und Weiß ein Leben lang … […]