Ich fühle mich so weit weg vom Fußball, dass sich jede kleine Veränderung anfühlt, wie ein Umsturz der Verhältnisse. Auf Ebene des NOFV gab es diese Woche zwei News. Und umstritten sind sie mindestens. Für mich daher: Eklats! Affären! Skandale!
Sport im Osten? Sport aus’m Osten!
Zunächst geisterte die Meldung, der MDR wolle die beste Regionalliga aller Zeiten nicht über diese Saison hinaus ins Programm nehmen. Laut einer wenig vertrauenswürdigen Quelle mit vier Buchstaben stehe der MDR kurz davor, den TV-Vertrag zum Sommer auslaufen zu lassen. Grund seien zu viele Spielausfälle im vergangenen Jahr und ein Modell für den Rest dieser Saison, das nicht einzig aus sexy Play-off-Spielen besteht. Mittlerweile übernahmen sowohl Kicker als auch Sportbuzzer dieses Horrorszenario.
Das finanzielle Volumen des Deals bescherte bisher weder den Teams der Liga das große Los, noch brachte es den MDR in akute Geldnot. Sollte das, was die Springerpresse da verlautbarte, stimmen, wäre es dennoch eine Schmach für den ÖRR-Ost. Einfluss nehmen auf die Ansetzung und die Art der Spiele, das kennt man sonst eher von Sky (in Leutzsch besonders). Und sollte man tatsächlich die ausbleibende Erhöhung des Rundfunkbeitrags als Auslöser nehmen, „Sport im Osten“ – kürzlich aufgebauscht mit teurer und stark umworbener App – um sein Alleinstellungsmerkmal mit den Zusammenfassungen aus der Regio Nordost zu bringen, wäre das unverzeihlich.
Erinnern wir uns zurück an die besseren Zeiten im Herbst, als der MDR sich als Retter der Grenzgänger im Amateurbereich verstand, Spiele streamte und damit nicht nur Fans, sondern wohl auch einige Werbekunden zufriedenstellte. Und auch wenn wir hier diverse Ideen schon zeichneten:
Wie grotesk ist es dann, nur ein paar Wochen nach – völlig zurecht – ausgefallenen Spielen der Liga vorzuhalten, nicht zu liefern? Und inwiefern genügt es dem Anspruch an den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Einfluss auf den Modus der Meisterschaft zu nehmen?
No, no, NOFV
Gehen wir davon aus, dass es einen Funken Wahrheit an dieser ganzen Geschichte gibt, bleibt die Frage: Was macht eigentlich der NOFV? Das Ableben Erwin Bugárs war überraschend, schockierend, traurig. Und unzweifelhaft hat der Verband daran zu knabbern. Nur: Die Reform der Regionalligen bedroht keinen Verband mehr als den der Ex-Zone. Teilt sich die Nordoststaffel zwischen Norden und Bayern auf, versinkt der NOFV und wohl auch die Überbleibsel des Ostfußballs in der Bedeutungslosigkeit. Zumindest im Fernsehen zu laufen, die Liga zu retten, Werbepartner zu binden – das muss das Ziel sein. Und was macht der NOFV? Er schafft es, bei 20 Vereinen in der Liga etwa 19 Modelle für die weitere Saison zu kreieren. Der Frust in den Vereinen steigt offensichtlich. Und als Spitze des ganzen Eisbergs wurde mit Hermann Winkler, ehemaliger CDU-Europaabgeordneter, noch jener Kandidaten als Bugárs kommissarischer Nachfolger bestimmt, der in einer CDU-Koalition mit der #noafd kein Problem sah.
Verständlich, dass man als Verein in der höchsten NOFV Spielklasse seine Glückwünsche zur Wahl hinterlässt. Wieso man die Wahl Winklers jedoch ausdrücklich begrüßt, das sollte man sich in Leutzsch schon fragen. Eine klare Grenze zur AfD, wie sie Chemie vor der Landtagswahl zog, sollte auch für all jene gelten, die diese Partei normalisieren wollen.
Bisher konnte mir niemand erklären, wie man Fußballfunktionär wird. Moralische Flexibilität, intransparentes Handeln, Obrigkeitshörigkeit und eine ordentliche Portion Inkompetenz scheinen einen aber die Leiter nach oben zu schieben.
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